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Analoge Schätzchen - die Agfa Synchro Box

Die Agfa Synchro Box ist eine echte Billigkamera. Die sogenannten Boxkameras wurde zu Tausenden in den Jahren zwischen 1930 und 1957 gebaut. Die einfache, ja fast schon primitive, Bauweise ermöglichte einen günstigen Preis, was die Kameras zu echten Volkskameras machte.

Ich habe meine für 6,50 € ersteigert. Viel mehr als 10,- € würde ich auch, abgesehen von ein paar besonderen Modellen, nicht ausgeben. Die Kamera ist im Prinzip nur ein lichtdichter Kasten - eben eine Box - mit einem primitiven einlinsigen Objektiv. Es gibt keine Möglichkeit zu fokussieren, von 2m bis unendlich wird alles mehr oder weniger scharf abgebildet. Die Kamera hat 2 Blenden, die über einen Metallschieber eingestellt werden. Eine davon ist klein und lt. Bedienungsanleitung für sonniges, helles Wetter gedacht, die andere ist größer und für trübe Tage und Innenräume vorgesehen. Für extrem helle Tage mit strahlend blauem Himmel gibt es an besagtem Schieber noch einen Gelbfilter, der den Kontrast zwischen Himmel und Wolken erhöhen soll.

Der Auslöser hat 2 Einstellungen: Einzelbild und unendlich (bulb). Außerdem hat das gute Stück zwei Suchergläser, eines für Hoch- und eines für Querformat.

Die Box wird mit 120er Rollfilm bestückt und belichtet Negative im Format 6x9 cm. Daher passen acht Bilder auf einen Film. Der Filmtransport erfolgt, wie bei vielen Mittelformatkameras, über einen Drehknopf. Um beim Spulen die richtige Position zu finden, gibt es auf der Rückseite der Box ein kleines rotes Sichtfenster, über das man die Beschriftung auf der Papierrückseite des Rollfilms und damit die Bildnummer erkennen kann.

Da man sich bei der Kamera, durch die kaum vorhandenen Einstellmöglichkeiten, bei der Belichtung auf die Toleranz des Films verlassen muss, ist ein Diafilm sicher die falsche Wahl. Am besten nimmt man, meiner Meinung nach, einen mittelempfindlichen Schwarzweiß-Negativfilm (ISO 100 oder 200).

Als meine Kamera bei mir ankam und ich die Box öffnete, staunte ich nicht schlecht als ich feststellte, dass ein belichteter Film eingelegt war. Beim Herausnehmen stellte ich wiederum fest, dass er sehr alt sein musste. Die Beschriftung auf dem Rückpapier lies dies vermuten und auch der Filmtyp (AGFA Gaevert 25) war im Internet nicht mehr zu finden.

Von der Neugier getrieben und gleichzeitig relativ ahnungslos, was die Entwicklung dieses Films anging - die üblichen Datenbanken gaben hier nichts her - entwickelte ich ihn in Rodinal 1:25 für 8 Minuten. Der Film war sehr stark ausgetrocknet und daher relativ widerspenstig in der Handhabung im Dunklen. Als ich ihn nach dem Fixieren und Wässern aus dem Bad nahm und gegen das Licht hielt, war klar, dass ich eine Zeitkapsel geöffnet hatte: 2 Bilder waren belichtet. Nach dem Scannen erwies sich eines als ausreichend fokussiert um etwas darauf zu erkennen. Hier das Bild:

Sollte jemand die Personen auf dem Bild zufällig erkennen, möge er sich bitte bei mir melden...

Aufgrund der Kleidung und der Frisuren der abgebildeten Personen gehe ich davon aus, dass der Film wirklich so alt ist wie die Kamera. Die Synchro Box wurde von 1951-57 gebaut. Der Film lag also vermutlich etwa 60 Jahre in der Box. Ich bin immer wieder beeindruckt, was analoger Film in Sachen Altersbeständigkeit so alles aushält.

Meine Box ist in einem hervorragenden, fast neuwertigen Zustand. Die zugehörige Ledertasche sieht aus wie frisch aus dem Fotoladen. Es kann also theoretisch sein, dass mit dieser Kamera nur dieser eine Film belichtet wurde, bevor sie für 60 Jahre irgendwo in einer dunklen Ecke verschwand. Eine Kamera mit Geschichte...

Da eigentlich nichts dran ist, was kaputt gehen könnte, müsste sie noch weitere 60 Jahre halten. Wir werden sehen...